Martina Tresch
Martina, wir kennen dich ja schon seit dem Jugendalter und deiner Zeit beim TV Unterstrasse in Zürich. Erzähl uns, wie es dazu gekommen ist, dass du mit einem Sportstipendium an der Kansas State University studiert hast?
Ich startete 2009 an der U20-Cross-EM in Belgien und wurde danach von den Trainern eines anderen Universitätsteams angeschrieben. Die waren dann aber gar nicht richtig interessiert. Mein Interesse andererseits war nun aber geweckt und so habe mich dann selbst bei einigen Unis beworben. Weil aber meine Zeiten noch zu langsam waren, erhielt ich jedoch von den meisten erst gar keine Antwort. Der einzige Coach, der wirklich Interesse zeigte, war jener von Kansas State. Er offerierte mir einen Platz im Team, jedoch ohne Stipendium. Ich sagte trotzdem zu und als sich meine Leistungen dann stetig steigerten, erhielt ich bereits nach dem ersten Semester ein volles Stipendium.
Du hattest eine äusserst erfolgreiche Zeit während diesen Jahren, sowohl an der Kansas State University wie auch im Schweizer Nati-Dress. Was waren deine Highlights?
Definitiv der 5. Rang an der U23-EM in Ostrava über 3000m Steeple und mein Big 12-Titel über 3000m Steeple. Dazu kamen einige Schweizermeister-Titel von 3000m Hindernis bis Halbmarathon.
Ausserdem war ich regelmässig in denselben Rennen wie Emma Coburn (Anm.: Weltmeisterin im Steeple von 2017) und bin auch einige Male gegen Jenny Simpson (Anm.: Weltmeisterin über 1500m von 2011) gelaufen. Das ist schon cool, wenn man sagen kann, man war mal im selben Rennen wie die ganz Grossen.
Was waren deine Eindrücke vom Trainingsalltag und vom sportlichen Niveau im College?
Der Trainingsalltag war super cool, der Sport hat halt einen ganz anderen Stellenwert in den USA. Die meisten Coaches haben eine gute Ausbildung und nehmen sich viel Zeit für dich. Auch das Training mit dem Team hat mir viel Spass gemacht und war super motivierend für mich. Das Niveau ist halt sehr hoch. Es kann einem am Anfang auch etwas schwerfallen, sich da zurecht zu finden. In der Schweiz war ich an einem schlechten Tag immer noch in den Top 5. Im College war ich an einem guten Tag in den Top 10.
Wie hast du das Leben in den USA sonst so empfunden. Was waren Eindrücke vom College-Alltag?
Kansas ist ja in der Mitte des Landes. Die Kultur ist da etwas anders als zum Beispiel in den Grossstädten. Für mich war es aber genau richtig. Ich habe so viele tolle Menschen kennengelernt, Amerikaner genauso wie andere internationale Studenten. Ich habe definitiv Freundschaften fürs Leben geschlossen. Wir waren zusammen an Football-Spielen, haben auch mal Party gemacht oder gemütlich einen Sonntag zusammen verbracht.
Was würdest du jungen Athleten raten, die gerne den gleichen Weg gehen würden?
Lass dir Zeit, um dich an das Training zu gewöhnen. Es kann eine grosse Umstellung darstellen. Zudem vergleiche dich nicht mit anderen. Ich wollte vor allem am Anfang so viel trainieren wie Teamkolleginnen, welche um einiges schneller waren als ich. Dies hat mir unglücklicherweise einige Verletzungen eingebracht. Es ist dabei wichtig, stets auf den eigenen Körper zu hören.
Martina, wir danken dir ganz herzlich für deine spannenden Eindrücke aus deiner Zeit in den USA. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg im Sport und natürlich auch in deinem privaten Leben. Wir sind gespannt auf deine nächsten Schritte und hoffen, dass wir dich auch weiterhin bei Schweizer Laufwettkämpfen antreffen werden.