Alina Müller

Du lebst seit knapp vier Jahren in Boston und gehst auf die Northeastern University. Was studierst du und wie sieht dein Tagesablauf als Student Athlete aus?


Ich schliesse meinen Bachelor's in Behavioral Neuroscience im Mai 2022 ab und starte einen 1-Jährigen Master's in Human Movement and Rehabilitation Sciences. Ich habe Vorlesungen oder Laborarbeit von Montag - Donnerstag zwischen 9:00 - 14:00 Uhr. Freitags nur bis am Mittag. Danach gehe ich in die Mensa oder koche mein Mittagessen, bevor wir das Training abseits des Eis um 15:30 Uhr beginnen. Das Eistraining startet dann um 17:00 Uhr. Danach steht das Nachtessen an mit anschliessenden Hausaufgaben. 


Wie bist du initial aufs College – Eishockey aufmerksam geworden? War das schon immer ein Traum von dir?

 
Ich wurde an internationalen Turnieren von Coaches rekrutiert. Ich hatte ebenfalls Teamkolleginnen im Nationalteam, die am College waren und mir davon erzählt haben. Ein Traum war es per se nicht, da ich nicht wusste, ob es was für mich sein könnte. Ich habe mich dann kurzfristig gegen Ende der Sekundarschule entschieden, die Prüfung für das Kunst- und Sportgymnasium am Rämibühl in Zürich zu schreiben, damit ich die Option hätte, am College zu studieren. Als ich dann während der Gymi-Zeit immer mehr von dieser tollen US-College Möglichkeit gehört habe und auch mehr Anfragen von Schulen in den USA erhalten habe, wollte ich es unbedingt ausprobieren.

Du bist in der Schweiz aufgewachsen, spielst für die Schweizer Nationalmannschaft, verbringst aber gleichzeitig viel Zeit in den USA. War die Anpassung schwierig und was vermisst du, wenn du in den USA bist?

Boston ist mittlerweile zu meiner zweiten Heimat geworden. Was diese Stadt alles für den Sport investiert ist schon beeindruckend und ein wahrer Traum. Ich geniesse meine Zeit hier sehr und probiere so viele Kontakte wie möglich zu knüpfen. Die Anpassung war nicht schwierig, da ich sofort von meinen Mitspielerinnen und der Schule super aufgenommen wurde. Die Amerikaner sind immer sehr offen, kontaktfreudig und hilfsbereit. Ich wusste nicht, ob ich Heimweh haben werde, aber glücklicherweise war das nie der Fall, da man so beschäftigt ist. Ich vermisse teilweise die Qualität vom Essen in der Schweiz und natürlich meine Freunde und die Familie. Ansonsten habe ich hier mehr als genug von allem. Ich schätze sehr, dass ich um jede Uhrzeit was zu essen finde und die Läden länger wie auch am Sonntag geöffnet sind. Den Luxus vergesse ich manchmal, wenn ich zurück in der Schweiz bin :)

Du befindest dich in den letzten Jahren deiner College Karriere. Was waren einige deiner persönlichen Highlights in den letzten Jahren?

 
Glücklicherweise darf ich noch ein weiteres Jahr hier spielen und studieren. Alle Division 1 Athleten haben wegen der Covid Pandemie ein Extra-Jahr erhalten. Ich hatte sehr viele persönliche Highlights, seit ich nach Boston gezogen bin. Überhaupt in dieser Stadt zu leben und Bruins, Red Sox und Celtics Spiele zu besuchen, ist immer noch surreal. Natürlich hatte ich viele Highlights mit dem Team auf dem Eis. Zwei Mal am Frozen Four teilzunehmen war sehr speziell, da sind jeweils sehr viele Zuschauer anwesend und du wirst dort behandelt, wie ein NHL Spieler. Aber auch generell der Lifestyle ist einfach genial, wirklich wie in den Filmen!


Du schliesst dein Studium bald ab, was sind deine Pläne für die Zukunft?

  

Ich werde den Masters im Sommer 2023 abschließen und bis dahin, wie gewohnt für die Huskies auflaufen. Danach möchte ich ein wenig Geld mit dem Eishockey verdienen, aber zugleich mein Studium weiterziehen oder das Gelernte in einem Job anwenden. Wo das sein wird, ist noch offen, aber sehr wahrscheinlich entweder in Amerika oder Schweden. 

Welchen Rat würdest du jungen Eishockeyspielerinnen mitgeben, die gerne College Eishockey in den USA spielen möchten?
 

Falls ihr die Möglichkeit habt, macht es unbedingt! Diese 4 Jahre waren für mich die Besten meines Lebens. Ich habe so viele neue tolle Leute kennengelernt, bin als Mensch gereift und habe als Spielerin sehr viel profitiert. Es ist eine Chance, den Traum zu leben und unter professionellen Bedingungen zu spielen. Ich würde auf jeden Fall empfehlen an eine Schule zu gehen, wo es viele internationale Studenten hat und ein Flughafen in der Nähe ist. Vor allem, wenn du im nationalen Kader dabei bist, wirst du etwa 4x pro Jahr hin und her reisen und schätzt jede Stunde weniger Reisezeit. Es ist auch wichtig, mit Leuten zu sprechen, die schon in den USA waren und Insider Infos haben. Am Schluss wird dir das Bauchgefühl sagen, wo du dich am wohlsten fühlen wirst und welcher Coaching Staff dir am meisten zusagt.